Barriere ungleich Barriere
Zum einen sind Barrieren nicht unabhängig voneinander. Manche Barrieren werden nur erfahrbar, wenn vorgelagerte Zugänge gegeben sind bzw. vorgelagerte Barrieren abgebaut worden sind. Wenn etwa Informationen zum Angebot nicht barrierefrei zur Verfügung stehen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit Behinderungen das Angebot in Anspruch nehmen, auch wenn das Angebot selbst kaum bauliche Barrieren oder kommunikative Barrieren im direkten Kontakt aufweist. Auch rechtliche, finanzielle oder psychologische Hürden – wie fehlende Anonymität oder mangelnde Ansprache – können vorgelagerte Barrieren darstellen, die den Zugang zum Angebot erschweren.
Zum anderen können manche Massnahmen, die die Barrierefreiheit für eine Gruppe erhöhen, für eine andere neue Barrieren schaffen. So sind etwa akustische Signale für sehbehinderte Personen hilfreich, für Menschen im Autismus-Spektrum jedoch potenziell belastend. Daher gilt: Bedarfe direkt erfragen und unterschiedliche Perspektiven einbeziehen – insbesondere bei der Planung und Weiterentwicklung von Angeboten.
Und schliesslich sind nicht alle Aspekte der Barrierefreiheit für jedes Angebot gleich relevant. Während Notunterkünfte rund um die Uhr erreichbar sein müssen, steht bei Online-Beratungen eher die digitale Zugänglichkeit im Fokus. Angebote können sich auch gezielt auf bestimmte Zielgruppen ausgerichtet sein, wodurch manche Zugänglichkeitsaspekte an Bedeutung gewinnen und andere an Bedeutung verlieren. Zum Beispiel ist es besonders wichtig, dass Budgetberatungen kostenlos angeboten werden.
