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Definition Behinderung

Historisch betrachtet gibt es verschiedene Auffassungen von Behinderung. Im Vordergrund stehen folgende Modelle:

Das individuelle (oder medizinische) Modell kam nach Ende des Ersten Weltkriegs auf und beruht auf einer bio-medizinischen Betrachtung. Behinderung wird als eine «körperliche, psychische oder geistige Beeinträchtigung» einer Person verstanden, aus der Einschränkungen der gesellschaftlichen Partizipation entstehen. Behinderung ist demnach das Resultat einer Beeinträchtigung der Person.

Das soziale Modell entstand in den 1960er-Jahren als Reaktion auf die medizinische Sicht der Behinderung und betrachtet Behinderung als Ergebnis einer Gesellschaft, welche die Besonderheiten ihrer Mitglieder nur unzulänglich berücksichtigt. Die Ursache der Behinderung liegt nach diesem Modell nicht im Individuum selbst. Daraus folgt auch ein anderer Umgang mit Behinderung: Die soziale Betrachtungsweise setzt auf die Förderung der vorhandenen Fähigkeiten der Personen und die Beseitigung physischer und sozialer Barrieren im Umfeld mit dem Ziel, Betroffenen Autonomie im Alltag zu ermöglichen. Umfeld und Dienstleistungen sollen so angepasst werden, dass sie für Personen mit physischen oder psychischen Beeinträchtigungen zugänglich und nutzbar sind.

Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (International Classification of Functioning, Disability and Health ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2025) trägt bei der Definition von Behinderung sowohl den individuellen als auch den umweltbezogenen Faktoren Rechnung. Behinderung wird relativ verstanden, nämlich als Wechselwirkung zwischen Gesundheitsproblemen und persönlichen und umweltbedingten Faktoren, die eine gleichberechtigte Teilhabe verhindert (vgl. UNO-Behindertenrechtskonvention). Dieses bio-psycho-soziale Modell der WHO beschreibt Behinderung folglich als ein Kontinuum, das aus dem Zusammenspiel individueller und umweltbezogener Faktoren entsteht.

Es werden verschiedene Formen von Behinderung unterschieden: Mobilitäts-, Seh-, Hör-, psychische und kognitive Behinderungen. Einschränkungen in verschiedenen Bereichen können gleichzeitig auftreten, sogenannte Mehrfachbehinderungen. Dabei ist stets zu beachten: Menschen mit Behinderungen sind eine heterogene Gruppe. Barrieren sind personen- und kontextgebunden und es braucht jeweils eine intersektionale Perspektive.